Waddingtons Beobachtungen hatten wir dort die Frage gestellt, ob das von ihm "beschriebene Verhalten gesunder Arbeiterinnen gegenüber das “hairless-black syndrome” aufweisenden Bienen desselben Volkes die Funktion [hat], für das Volk als Ganzes die Infektion mit dem CBPV einzudämmen." Eine sichere Beantwortung dieser Frage war, ausgehend von den vorliegenden Beobachtungen Waddingtons, nicht möglich. Hingegen führten Versuche von Rinderer und Rothenbuhler (1975) zu dem Nachweis, daß das Angriffs-Verhalten gesunder Arbeiterinnen gegenüber am “hairless-black syndrome” erkrankten Bienen eine Infektion der gesunden Stockgenossinnen mit dieser Krankheit begünstigt:

Rinderer u. R. war von Kulincević mitgeteilt worden, daß er Hinweise dafür gefunden hatte, daß die das Angriffs-Verhalten zeigenden Bienen auch mit ihren Mandibeln von der Körperoberfläche der erkrankten Tiere Haare entfernen und einige der Haare als Nahrung aufnehmen.
Rinderer u. R. gaben im Experiment verschiedenen Gruppen von Arbeiterinnen unterschiedliche Nahrung. Während die Kontrollgruppen (a) nur Zuckerlösung erhielten, wurde den anderen Gruppen außerdem gegeben: b) Körperhaare von Bienen, c) von erkrankten Bienen isolierte Viren, d) Körperhaare von Bienen und von erkrankten Bienen isolierte Viren. Die durchschnittliche Sterblichkeit betrug a) 8%, b) 7%, c) 37%, d) 70%.
Aus diesen Versuchsergebnissen wird gefolgert, daß die von bestimmten Arbeiterinnen bei ihren erkrankten Stockgenossinnen entfernten und als Nahrung aufgenommenen Haare - bei gleichzeitiger Aufnahme des Virus - bei jenen Arbeiterinnen das Risiko, von der Viurskrankheit ebenfalls befallen zu werden, stark erhöhen. Die Ursache dafür, daß die Aufnahme von Haaren die Virulenz des Virus erhöht, ist bislang unbekannt. Rinderer u. R. sehen in folgendem Mechanismus eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen:

[...] The hairs, with their branches terminating in sharp points, mechanically damage the gut as they pass through, increasing substantially the number of potential infection sites available to the virus.” (Rinderer und Rothenbuhler, 1975)


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